
Spannende Haut ist selten ein Zeichen für die falsche Feuchtigkeitscreme, sondern fast immer das Symptom einer beschädigten Hautbarriere durch unsichtbare Alltags-Aggressoren.
- Aggressive Reinigung und hartes Wasser verschieben den pH-Wert und schädigen das Mikrobiom.
- Stress und hormonelle Zyklen erhöhen den Wasserverlust von innen heraus und schwächen die Abwehrkräfte der Haut.
Empfehlung: Konzentrieren Sie sich auf die Reparatur der Barriere durch milde Reinigung und die Reduktion von Stressfaktoren, nicht auf das Schichten immer neuer Produkte.
Sie cremen und cremen, doch das Spannungsgefühl auf Ihrer Haut bleibt. Kennen Sie das? Viele Frauen investieren in hochwertige Pflegeprodukte und sind frustriert, weil die erhoffte Linderung ausbleibt. Die häufigste Frage in meiner Praxis ist dann: „Ist meine Haut trocken oder dehydriert?“ Diese Unterscheidung ist zwar ein wichtiger erster Schritt – trockener Haut fehlt es an Lipiden (Fett), während dehydrierter Haut Wasser fehlt –, aber sie greift zu kurz. Sie erklärt nicht, warum Ihre Haut trotz intensiver Pflege weiterhin um Hilfe ruft.
Die gängigen Ratschläge – mehr trinken, eine reichhaltigere Creme verwenden – behandeln oft nur das Symptom, nicht die Ursache. Das eigentliche Problem liegt tiefer: in der Integrität Ihrer Hautbarriere. Diese schützende Schicht ist ein komplexes Ökosystem, das durch eine Vielzahl von Faktoren aus dem Gleichgewicht geraten kann. Viele dieser „systemischen Aggressoren“ sind unsichtbare Begleiter unseres modernen Lebens, von der Wasserqualität in Ihrer Stadt über hormonelle Zyklen bis hin zum Alltagsstress.
Dieser Artikel verfolgt daher einen diagnostischen Ansatz. Statt Ihnen nur ein weiteres Produkt zu empfehlen, werden wir die wahren Ursachen für Ihre Hautprobleme aufdecken. Wir analysieren, wie alltägliche Gewohnheiten und Umwelteinflüsse Ihre Hautbarriere systematisch untergraben. Nur wenn Sie die Mechanismen verstehen, können Sie Ihre Pflegeroutine gezielt anpassen und Ihrer Haut das geben, was sie wirklich braucht, um sich selbst zu heilen und ihre Widerstandsfähigkeit zurückzugewinnen. Das Ziel ist nicht, mehr zu pflegen, sondern intelligenter.
Dieser Leitfaden ist in logische Abschnitte unterteilt, die Ihnen helfen, die verschiedenen Einflussfaktoren zu verstehen und praktische Lösungen für eine gesunde, ausgeglichene Haut zu finden. Entdecken Sie, wie Sie die Kontrolle zurückgewinnen und Ihre Hautbarriere nachhaltig stärken können.
Inhaltsverzeichnis: Der komplette Leitfaden zur Diagnose und Reparatur Ihrer Hautbarriere
- Warum zerstört Seife den Säureschutzmantel und fördert Bakterien?
- Wie passen Sie Ihre Pflege an die hormonellen Schwankungen vor der Periode an?
- Warum bekommen Sie im Prüfungsstress plötzlich Pickel und Rötungen?
- Das Risiko, zu viele Wirkstoffe zu mischen („Stewardessen-Krankheit“)
- Wann müssen Sie von Gel auf Creme wechseln: Ab 10 Grad oder ab Heizungsstart?
- Welche 3 Lebensmittel sollten Sie für einen „Glow“ sofort vom Speiseplan streichen?
- Wie schadet das kalkhaltige Leitungswasser in Großstädten Ihrer Gesichtsbarriere?
- Double Cleansing: Warum reicht Wasser allein nicht aus, um Sonnencreme zu entfernen?
Warum zerstört Seife den Säureschutzmantel und fördert Bakterien?
Die morgendliche und abendliche Reinigung ist das Fundament jeder Hautpflegeroutine. Doch ironischerweise ist es oft der erste Schritt, der den größten Schaden anrichtet. Der Griff zu herkömmlicher Stückseife oder aggressiven Waschgelen ist einer der Hauptgründe für eine geschwächte Hautbarriere. Das Problem liegt in einer fundamentalen chemischen Unverträglichkeit: der pH-Dysregulation. Unsere Haut besitzt einen natürlichen Säureschutzmantel mit einem leicht sauren pH-Wert zwischen 4 und 6. Dieses Milieu ist entscheidend, um Feuchtigkeit zu speichern und schädliche Mikroorganismen abzuwehren.
Herkömmliche Seife hingegen ist stark alkalisch. Einem Bericht der AOK über die Hautbarriere zufolge liegt der pH-Wert der Haut zwischen 4 und 6, während herkömmliche Seife einen alkalischen pH-Wert von ungefähr 10 aufweist. Diese drastische Verschiebung des pH-Wertes bei jeder Wäsche neutralisiert den Säureschutzmantel. Die Folgen sind gravierend: Die interzellulären Lipide, die wie Mörtel zwischen den Hautzellen fungieren, werden herausgelöst. Die Haut verliert sofort an Feuchtigkeit und fühlt sich trocken und gespannt an.
Gleichzeitig wird das empfindliche Mikrobiom-Gleichgewicht gestört. Die „guten“ Bakterien, die auf unserer Haut leben und sie schützen, gedeihen im sauren Milieu. Wenn der pH-Wert alkalisch wird, wird ihre Lebensgrundlage zerstört. Dies öffnet die Tür für unerwünschte Bakterien wie Staphylococcus aureus, die sich in einem neutralen oder alkalischen Umfeld wohler fühlen und Entzündungen sowie Unreinheiten fördern können. Aggressive Tenside wie Natriumlaurylsulfat (SLS), die oft in schäumenden Reinigern zu finden sind, können diese Barrierezerstörung beschleunigen und die Haut extrem austrocknen. Die Wahl eines pH-neutralen oder leicht sauren Reinigungsprodukts ist daher keine Marketing-Floskel, sondern eine dermatologische Notwendigkeit.
Wie passen Sie Ihre Pflege an die hormonellen Schwankungen vor der Periode an?
Fühlt sich Ihre Haut eine Woche vor der Periode plötzlich öliger an und neigt zu Unreinheiten, nur um dann nach Einsetzen der Blutung trocken und empfindlich zu werden? Sie sind nicht allein. Diese zyklischen Veränderungen sind direkte Folge der hormonellen Schwankungen und ein perfektes Beispiel für einen internen systemischen Aggressor, der die Hautbarriere beeinflusst. Eine „One-Size-Fits-All“-Routine ignoriert diese Dynamik und kann die Hautprobleme sogar verschlimmern.
Der weibliche Zyklus lässt sich grob in zwei Hauptphasen unterteilen, die sich auf die Haut auswirken:
- Die Lutealphase (Woche 3-4, vor der Periode): Nach dem Eisprung steigt das Hormon Progesteron an. Dies kann die Talgproduktion anregen, was bei vielen Frauen zu fettigerer Haut und sogenannten „hormonellen Pickeln“ am Kinn und Kiefer führt. Gleichzeitig kann die Hautbarriere durchlässiger und empfindlicher gegenüber Entzündungen werden. In dieser Phase ist es kontraproduktiv, mit aggressiven Anti-Pickel-Produkten zu reagieren, da dies die bereits gestresste Barriere weiter schädigen würde.
- Die Follikelphase (Woche 1-2, während und nach der Periode): Mit Beginn der Menstruation fallen die Progesteron- und Östrogenspiegel stark ab. Vor allem der niedrige Östrogenspiegel führt dazu, dass die Haut weniger Feuchtigkeit und Kollagen produziert. Das Resultat ist oft eine trockene, fahle und empfindliche Haut. In dieser Phase benötigt die Haut intensive Feuchtigkeit und Nährstoffe, um ihre Speicher wieder aufzufüllen.
Die Anpassung Ihrer Pflege an diese Phasen ist der Schlüssel. In der Lutealphase sollten Sie auf beruhigende und barriere-stärkende Wirkstoffe wie Niacinamid, Panthenol und Salicylsäure (in niedriger Konzentration) setzen, um Entzündungen zu kontrollieren, ohne die Haut auszutrocknen. Vermeiden Sie reichhaltige, ölige Cremes. In der Follikelphase hingegen ist der Moment für intensive Hydratation gekommen. Wirkstoffe wie Hyaluronsäure, Glycerin und Ceramide helfen, den Feuchtigkeitsverlust auszugleichen und die Schutzfunktion der Haut wiederherzustellen. Die Haut braucht eine optimale Versorgung, um ihre Struktur und Elastizität aufrechtzuerhalten.
Warum bekommen Sie im Prüfungsstress plötzlich Pickel und Rötungen?
Eine wichtige Prüfung, ein Abgabetermin bei der Arbeit oder eine private emotionale Belastung – und wie aus dem Nichts sprießen Pickel und rote Flecken im Gesicht. Dieser Zusammenhang zwischen Psyche und Haut ist wissenschaftlich gut belegt und ein klassisches Beispiel dafür, wie ein interner Zustand die Hautbarriere direkt sabotiert. Der Hauptverantwortliche ist das Stresshormon Cortisol.
Bei akutem oder chronischem Stress schüttet der Körper vermehrt Cortisol aus. Dieses Hormon hat weitreichende Auswirkungen auf die Haut. Erstens stimuliert es die Talgdrüsen zu einer Überproduktion, was die Poren verstopfen und die Entstehung von Akne begünstigen kann. Zweitens schwächt Cortisol die Hautbarriere, indem es die Produktion von wichtigen Lipiden wie Ceramiden hemmt. Eine geschwächte Barriere kann ihre Schutzfunktion nicht mehr richtig erfüllen und verliert vermehrt Feuchtigkeit an die Umgebung. Dieser Prozess, bekannt als transepidermaler Wasserverlust (TEWL), führt zu dehydrierter, empfindlicher Haut.

Es entsteht ein Teufelskreis: Stress führt zu einer gestörten Barriere, die wiederum anfälliger für Entzündungen und Feuchtigkeitsverlust ist. Dehydrierte Haut entsteht, wenn die Haut zu viel Wasser verliert. Gemäß den Experten von SkinCeuticals wird dieser Prozess als transepidermaler Wasserverlust (TEWL) bezeichnet. Die Haut wird rot, gereizt und reagiert sensibler auf Produkte, die sie normalerweise gut verträgt. Die sichtbaren Hautprobleme verursachen zusätzlichen psychischen Stress, was die Cortisol-Ausschüttung weiter anheizt und den Zustand verschlimmert.
In Stressphasen ist es daher entscheidend, die Pflegeroutine nicht zu überladen, sondern zu vereinfachen. Setzen Sie auf minimalistische Formulierungen mit beruhigenden und entzündungshemmenden Inhaltsstoffen wie Centella Asiatica (Tigergras), Panthenol oder Grüntee-Extrakt. Gleichzeitig ist es wichtig, die Barriere mit Ceramiden und Hyaluronsäure zu stärken, um den erhöhten Wasserverlust auszugleichen. Genauso wichtig ist aktives Stressmanagement: Techniken wie Meditation, Yoga oder sogar ein einfacher Spaziergang können helfen, den Cortisolspiegel zu senken und den Teufelskreis zu durchbrechen.
Das Risiko, zu viele Wirkstoffe zu mischen („Stewardessen-Krankheit“)
In dem Bestreben, der Haut Gutes zu tun, neigen viele zu einem „Mehr ist mehr“-Ansatz. Ein Vitamin-C-Serum am Morgen, ein Glykolsäure-Peeling am Abend, dazwischen Retinol und Niacinamid – die Verlockung, die neuesten Wirkstoff-Trends zu kombinieren, ist groß. Doch diese gut gemeinte Überpflege kann das genaue Gegenteil bewirken und zu einer sogenannten perioralen Dermatitis führen, umgangssprachlich auch als „Stewardessen-Krankheit“ bekannt. Dieses Hautbild ist durch Rötungen, kleine Pusteln und ein starkes Spannungsgefühl, meist um den Mund und die Nase, gekennzeichnet.
Das Problem ist eine kumulative Reizung. Jeder Wirkstoff für sich mag vorteilhaft sein, aber in Kombination können sie die Hautbarriere überfordern und schwer schädigen. Säuren wie AHA und BHA senken den pH-Wert der Haut, während andere Produkte ihn vielleicht anheben. Retinol beschleunigt die Zellteilung, was die Haut empfindlicher macht. Werden diese Prozesse ständig und ohne Erholungsphasen getriggert, bricht die Schutzfunktion zusammen. Die Haut verliert ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern, und reagiert mit Entzündungen auf harmlose Reize.
Besonders die Kombination von mehreren potenten Säuren (z.B. Glykolsäure mit Salicylsäure) oder die gleichzeitige Anwendung von Säuren und Retinol kann zu massiver Reizung, Trockenheit und Schuppung führen. Ein zentraler, aber oft übersehener Faktor ist das Protein Filaggrin. Wie eine Analyse zu Hautkrankheiten zeigt, ist Filaggrin für den Feuchtigkeitshaushalt und die Aufrechterhaltung eines niedrigen pH-Wertes verantwortlich. Eine Haut mit einem durch Überpflege erhöhten pH-Wert kann besser vom Bakterium Staphylococcus aureus besiedelt werden, was die Entzündungen der perioralen Dermatitis weiter anheizt.
Die Lösung liegt in der Reduktion und einer strategischen Anwendung. Führen Sie neue Wirkstoffe langsam und einzeln ein, um die Verträglichkeit zu testen. Ein Prinzip der „Wirkstoff-Rotation“ ist oft sinnvoller als das tägliche Schichten: Verwenden Sie an einem Abend ein chemisches Peeling, am nächsten Abend ein Retinoid und geben Sie der Haut dazwischen Tage zur Regeneration, an denen Sie nur auf Feuchtigkeit und Barriere-Stärkung (z.B. mit Ceramiden und Hyaluronsäure) setzen.
Wann müssen Sie von Gel auf Creme wechseln: Ab 10 Grad oder ab Heizungsstart?
Die leichte Gel-Creme, die im Sommer perfekt war, hinterlässt im Herbst plötzlich ein Spannungsgefühl. Viele Frauen fragen sich, wann genau der richtige Zeitpunkt für den Wechsel zu einer reichhaltigeren Textur ist. Ist es eine bestimmte Außentemperatur, wie die oft genannten 10 Grad, oder der Moment, in dem die Heizungen aufgedreht werden? Die Antwort ist: Es ist eine Kombination aus beidem, aber der entscheidende Faktor ist die Luftfeuchtigkeit.
Gel-Texturen bestehen hauptsächlich aus Wasser und leichten Feuchthaltemitteln wie Hyaluronsäure oder Glycerin. Sie spenden intensiv Feuchtigkeit, bieten aber nur wenig Schutz vor deren Verdunstung. Bei hoher Luftfeuchtigkeit im Sommer ist das ideal. Die Haut kann die Feuchtigkeit gut halten. Sinkt jedoch die Luftfeuchtigkeit, wie es bei kalter Außenluft und trockener Heizungsluft der Fall ist, wird der Haut durch den TEWL (transepidermaler Wasserverlust) aktiv Feuchtigkeit entzogen. Ein reines Gel kann diesen Verlust nicht ausreichend kompensieren.
Creme-Texturen enthalten zusätzlich zu Wasser auch einen höheren Anteil an Lipiden (Fetten und Ölen), sogenannte Okklusiva und Emollientien. Diese bilden einen schützenden Film auf der Haut, der die Verdunstung von Feuchtigkeit bremst und die Hautbarriere abdichtet. Der Wechsel ist also nicht an eine starre Temperaturregel gebunden, sondern an das Gefühl Ihrer Haut und die Umgebungsbedingungen. Die AOK empfiehlt für den Schutz der Hautbarriere, dass bei einer Luftfeuchtigkeit unter 40% ist es Zeit für eine reichhaltigere Creme. Dies ist in den meisten Innenräumen der Fall, sobald die Heizperiode beginnt.
Ein Hygrometer kann helfen, die Luftfeuchtigkeit im Raum zu überwachen. Unabhängig davon ist Ihr Hautgefühl der beste Indikator. Sobald nach dem Auftragen Ihrer Pflege ein leichtes Spannungsgefühl auftritt, ist es Zeit, auf eine reichhaltigere Formulierung umzusteigen. Das muss nicht sofort die fetteste Creme sein; oft reicht eine Lotion oder eine Creme-Gel-Textur als Zwischenschritt.
| Faktor | Gel-Textur geeignet | Creme-Textur nötig |
|---|---|---|
| Luftfeuchtigkeit | Über 50% | Unter 40% |
| Heizungsperiode | Übergangszeit | Vollheizung aktiv |
| Hautgefühl | Leicht fettig | Spannungsgefühl |
| TEWL-Status | Normal | Erhöht |
Welche 3 Lebensmittel sollten Sie für einen „Glow“ sofort vom Speiseplan streichen?
Die Verbindung zwischen Ernährung und Hautgesundheit ist längst kein Geheimnis mehr. Was wir essen, beeinflusst systemische Entzündungsprozesse im Körper und kann sich direkt auf das Erscheinungsbild unserer Haut auswirken. Während eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und gesunden Fetten die Basis ist, gibt es bestimmte Lebensmittelgruppen, die als wahre „Glow-Killer“ agieren und eine trockene, gereizte Haut fördern können. Besonders drei in Deutschland sehr präsente Gruppen stehen im Verdacht, die Hautbarriere von innen zu schwächen.
Erstens: Produkte aus Weißmehl und Zucker. Typisch deutsche Backwaren wie helle Brötchen, Brezeln oder süße Teilchen lassen den Blutzuckerspiegel rapide ansteigen. Dies führt zu einem Prozess namens Glykation, bei dem Zuckermoleküle sich an Kollagen- und Elastinfasern heften und diese verhärten. Die Haut verliert an Elastizität und Spannkraft. Zudem fördern hohe Insulinspiegel Entzündungen im Körper, was sich in Rötungen und Unreinheiten äußern kann.
Zweitens: Ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren. Diese Fettsäuren sind an sich nicht schlecht, aber das Verhältnis zu entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren ist entscheidend. In der typisch westlichen Ernährung, reich an Sonnenblumen- oder Distelöl (verwendet in vielen Fertigprodukten, Margarinen und zum Braten), überwiegt Omega-6 deutlich. Dieses Ungleichgewicht kann chronische, niedrigschwellige Entzündungen im ganzen Körper fördern, die auch die Hautbarriere schwächen und zu Trockenheit und Ekzemen beitragen.

Drittens: Hochverarbeitete Wurst- und Fleischwaren. Salami, Leberwurst und andere verarbeitete Produkte enthalten oft große Mengen an Salz, Phosphaten und Konservierungsstoffen. Ein hoher Salzkonsum führt zur zellulären Dehydrierung, da Wasser im Körper gebunden wird, um das Salz zu verdünnen – Wasser, das dann der Haut fehlt. Phosphate können den Kalzium- und Vitamin-D-Haushalt stören, was ebenfalls für die Hautgesundheit relevant ist. Die bessere Alternative sind Vollkornprodukte, hochwertige Öle wie Lein- oder Rapsöl und frisches, unverarbeitetes Fleisch oder Fisch.
Wie schadet das kalkhaltige Leitungswasser in Großstädten Ihrer Gesichtsbarriere?
Ein oft völlig unterschätzter Aggressor für die Hautbarriere ist das, was täglich aus unserem Wasserhahn kommt: Leitungswasser. Je nach Region in Deutschland variiert die Wasserhärte erheblich. Hartes, kalkhaltiges Wasser enthält hohe Konzentrationen an Kalzium- und Magnesiumionen. Während dies für die Gesundheit unbedenklich ist, kann es für die Haut eine erhebliche Belastung darstellen. Besonders in vielen deutschen Großstädten ist das Wasser hart, was die regionale Wasserhärte-Verteilung in Deutschland zeigt: Werte von 17-25 °dH in Berlin oder 16-18 °dH in München gelten als hart.
Das Problem mit hartem Wasser ist zweifach. Erstens hinterlassen die Mineralien einen feinen, unsichtbaren Film auf der Haut. Dieser kann die Poren verstopfen und die Haut austrocknen. Zweitens reagieren die Mineralien mit den Tensiden in Reinigungsprodukten. Sie bilden unlösliche Salze (umgangssprachlich „Kalkseife“), die nicht richtig abgespült werden können und auf der Haut verbleiben. Dies führt zu einem stumpfen, rauen Hautgefühl und kann die Poren zusätzlich verstopfen. Der Reinigungsprozess wird weniger effektiv, und die Rückstände reizen die Hautbarriere zusätzlich.
Darüber hinaus hat kalkhaltiges Wasser einen leicht alkalischen pH-Wert, der, wie bereits beim Thema Seife besprochen, den natürlichen Säureschutzmantel der Haut stört. Die austrocknende Wirkung von Reinigungsprodukten wird durch hartes Wasser also noch verstärkt. Die Haut fühlt sich nach dem Waschen sofort gespannt und trocken an, was viele fälschlicherweise auf ihr Reinigungsprodukt zurückführen, obwohl das Wasser der eigentliche Übeltäter ist. Die Experten von Avène raten dazu, diesen Effekt zu kompensieren:
Manche Hauswasserversorgungen haben einen hohen Kalkgehalt: man spricht dann von ‚hartem‘ Wasser. Sie können die austrocknende Wirkung von Hautpflegeprodukten verstärken. Sie können Wasser mit speziellen Geräten enthärten oder hartes Wasser mit ultra-reichhaltigen Produkten kompensieren.
– Avène Thermalwasser Experten
Eine einfache und effektive Gegenmaßnahme ist die Verwendung eines Thermalwassersprays oder eines milden Gesichtswassers (Toner) als letzten Schritt nach der Reinigung. Sprühen Sie es auf das Gesicht und tupfen Sie es sanft ab, um die Mineralrückstände des Leitungswassers zu entfernen und den pH-Wert der Haut wieder zu neutralisieren. Die Installation eines Wasserfilters am Wasserhahn ist eine weitere, wenn auch aufwendigere Option.
Das Wichtigste in Kürze
- Barriere-Integrität ist der Schlüssel: Der Fokus muss auf der Reparatur und dem Schutz der Hautbarriere liegen, nicht allein auf der Feuchtigkeitszufuhr.
- Identifizieren Sie Ihre Aggressoren: Analysieren Sie externe (Seife, Wasserhärte, Wetter) und interne (Stress, Hormone, Ernährung) Faktoren, die Ihre Haut belasten.
- Weniger ist mehr: Eine überladene Routine mit zu vielen aggressiven Wirkstoffen schadet mehr, als sie nützt. Setzen Sie auf Minimalismus und gezielte Wirkstoff-Rotation.
Double Cleansing: Warum reicht Wasser allein nicht aus, um Sonnencreme zu entfernen?
Eine der hartnäckigsten Mythen in der Hautpflege ist, dass Wasser allein oder ein einfaches Waschgel ausreicht, um das Gesicht am Ende des Tages zu reinigen. Dies mag für eine unbehandelte Haut ohne Make-up in einer sauberen Umgebung zutreffen, ist aber für den modernen Alltag völlig unzureichend. Insbesondere ein Produkt, das für den Hautschutz unerlässlich ist, erfordert eine spezielle Reinigungstechnik: die Sonnencreme.
Moderne Sonnenschutzmittel, insbesondere wasserfeste Formulierungen, sind so konzipiert, dass sie fest auf der Haut haften. Sie enthalten öllösliche Filter und filmbildende Polymere, die eine widerstandsfähige Schicht bilden. Wasser perlt daran ab – genau das ist ihr Zweck. Ein rein wasserbasiertes Reinigungsprodukt (wie ein Schaum oder Gel) kann diese ölbasierten Komponenten nicht effektiv aufbrechen und entfernen. Es reinigt nur oberflächlich, während Reste von Sonnencreme, Talg und Umweltverschmutzung in den Poren zurückbleiben. Wie Experten betonen, ist die Haut zwar selbstreinigend, aber Wasser alleine nicht genug, um den Schmutz von der schützenden Hautbarriere zu entfernen, nachdem sie mit Make-up und Verschmutzung belastet wurde.
Hier kommt das Prinzip des Double Cleansing ins Spiel. Es ist eine zweistufige Methode, die auf dem chemischen Prinzip „Gleiches löst sich in Gleichem“ basiert.
- Schritt 1: Ölbasierte Reinigung. Ein Reinigungsöl oder -balsam wird auf die trockene Haut aufgetragen und einmassiert. Das Öl löst effektiv die ölbasierten Bestandteile von Sonnencreme und Make-up sowie überschüssigen Talg.
- Schritt 2: Wasserbasierte Reinigung. Nach dem Abspülen des Ölreinigers folgt ein mildes, pH-neutrales Waschgel oder ein Reinigungsschaum. Dieser zweite Schritt entfernt wasserlöslichen Schmutz, Schweiß und die letzten Reste des Ölreinigers.
Das Ergebnis ist eine porentief reine Haut, die nicht von Rückständen erstickt wird und die nachfolgenden Pflegeprodukte optimal aufnehmen kann. Das Verhindern von verstopften Poren und „Filter-Akne“ ist ein entscheidender Beitrag zur Gesundheit der Hautbarriere.
Ihr Plan für die richtige Double-Cleansing-Routine
- Erste Reinigungsphase (Öl): Verwenden Sie ein ölbasiertes Produkt (z.B. Reinigungsöl von Balea, Reinigungsbalsam von Nø Cosmetics) auf trockener Haut.
- Sanftes Einmassieren: Massieren Sie das Produkt für 30-60 Sekunden sanft ein, um Make-up und wasserfeste Sonnenfilter zu lösen.
- Emulgieren: Befeuchten Sie die Hände mit lauwarmem Wasser und massieren Sie weiter, bis eine milchige Emulsion entsteht. Dann abspülen.
- Zweite Reinigungsphase (Wasser): Nutzen Sie ein mildes, wässriges Produkt (z.B. Waschgel von CeraVe, Reinigungsschaum von Isana) zur Nachreinigung.
- Abschließendes Tonisieren: Spülen Sie das Gesicht nicht mit hartem Leitungswasser ab. Neutralisieren Sie es stattdessen, indem Sie es mit einem Thermalwasserspray besprühen und sanft abtupfen.
Beginnen Sie noch heute mit dieser fundamentalen Umstellung Ihrer Reinigungsroutine. Es ist der wichtigste und effektivste Schritt, um den Kreislauf von Trockenheit und Reizung zu durchbrechen und den Grundstein für eine widerstandsfähige, gesunde und strahlende Haut zu legen.
Häufige Fragen zu Hautbarriere und Mikrobiom
Was passiert wenn aggressive Tenside die Hautbarriere angreifen?
Aggressive Tenside greifen die Interaktion zwischen Haut und Mikrobiom auf verschiedenen Ebenen an. Die residenten, also die „guten“, Bakterien werden angegriffen und die Haut wird durch den Angriff auf ihre Lipidschicht stark ausgetrocknet.
Wie kann ich mein Hautmikrobiom stärken?
Die Verwendung von pH5-Reinigungsprodukten mit milden Tensiden und rückfettenden natürlichen Ölen schützt empfindliche Haut. Ein pH-Wert von 5 ist optimal für eine gesunde Hautflora und die Aufrechterhaltung des schützenden Mikrobioms.
Welche Faktoren stören das Gleichgewicht des Hautmikrobioms?
Neben den bereits im Artikel genannten Faktoren wie Stress und falschen Pflegeprodukten können auch UV-Strahlung und zu häufiges Waschen das empfindliche Gleichgewicht der Mikroorganismen auf unserer Haut aus der Balance bringen.