Veröffentlicht am März 15, 2024

Trotz reichhaltiger Pflege spannt Ihre Haut? Das liegt daran, dass Sie wahrscheinlich das falsche Problem behandeln.

  • Ihnen fehlt nicht nur eine Creme, sondern eine Diagnose: Ist es Fettmangel (trocken) oder Wassermangel (dehydriert)?
  • Unsichtbare Aggressoren wie Kalkwasser, Stress und falsche Produkte sabotieren täglich Ihre Hautbarriere.

Empfehlung: Hören Sie auf, Symptome zu bekämpfen. Analysieren Sie die wahren Ursachen mit unserem Leitfaden, um Ihre Haut nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen.

Sie cremen und pflegen, doch das unangenehme Spannungsgefühl auf Ihrer Haut bleibt. Viele Frauen kennen dieses frustrierende Szenario. Sie greifen zu reichhaltigeren Texturen, investieren in teure Seren, doch die Haut fühlt sich kurz nach der Pflege wieder genauso an wie zuvor. Der Grund für dieses Dilemma ist oft eine simple, aber folgenschwere Fehldiagnose: Sie verwechseln eine trockene Haut mit einer dehydrierten Haut. Aus dermatologischer Sicht sind dies zwei fundamental unterschiedliche Zustände. Einer trockenen Haut mangelt es an Lipiden (Fett), was ihre Schutzbarriere schwächt. Einer dehydrierten Haut hingegen fehlt es an Hydratation (Wasser). Eine geschwächte Barriere kann wiederum Feuchtigkeit nicht mehr halten, weshalb oft beide Probleme gleichzeitig auftreten.

Die üblichen Ratschläge – mehr trinken, eine reichhaltige Creme verwenden – kratzen nur an der Oberfläche. Sie bekämpfen die Symptome, nicht die Ursache. Der wahre Schlüssel zu einer gesunden, entspannten Haut liegt nicht darin, *mehr* Produkte zu verwenden, sondern die *richtigen* – und das erfordert eine präzise Diagnose. Was, wenn die wahre Ursache für Ihr Hautproblem nicht im Cremetiegel, sondern in Ihrem Badezimmer, Ihrem Terminkalender oder sogar auf Ihrem Teller liegt? Dieser Artikel führt Sie durch einen diagnostischen Prozess. Wir werden die unsichtbaren Aggressoren identifizieren, die Ihre Hautbarriere täglich angreifen, und Ihnen strategische Lösungen an die Hand geben, um Ihre Haut endlich wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

In den folgenden Abschnitten analysieren wir Schritt für Schritt die häufigsten Ursachen für eine gestörte Hautbarriere. Wir decken auf, wie alltägliche Gewohnheiten und Umweltfaktoren Ihre Hautgesundheit beeinflussen und wie Sie Ihre Pflegeroutine präzise anpassen können.

Warum zerstört Seife den Säureschutzmantel und fördert Bakterien?

Die tägliche Reinigung ist die Basis jeder Hautpflegeroutine, doch oft auch der erste Schritt zur Schädigung der Haut. Der entscheidende Faktor ist der sogenannte Säureschutzmantel. Diese leicht saure Schicht (pH-Wert ca. 4,5-5,5) aus Schweiß, Talg und Hornzellen ist die erste Verteidigungslinie Ihrer Haut. Sie wehrt schädliche Mikroorganismen ab und schützt vor Feuchtigkeitsverlust. Herkömmliche Seifen und viele Waschgele sind jedoch alkalisch. Sie neutralisieren diesen natürlichen Schutzfilm und machen die Haut angreifbar. Experten bestätigen, dass deutsches Leitungswasser mit einem pH-Wert von 7,0 bis 8,5 die Haut zusätzlich belastet.

Wird dieser Schutzmantel zerstört, ist die Hautbarriere für eine gewisse Zeit ungeschützt. Studien zeigen, dass es nach der Reinigung mit basischen Produkten zwischen 30 Minuten und drei Stunden dauern kann, bis der Säureschutzmantel regeneriert ist. In diesem Fenster können sich unerwünschte Bakterien, die Hautunreinheiten verursachen (wie *Propionibacterium acnes*), leichter vermehren, während die nützlichen Bakterien des Hautmikrobioms dezimiert werden. Gleichzeitig verdunstet wertvolle Feuchtigkeit ungehindert von der Hautoberfläche – der transepidermale Wasserverlust (TEWL) steigt.

Mikroskopische Darstellung der Hautbarriere vor und nach Seifenkontakt, die die Zerstörung des Schutzfilms zeigt.

Das klinische Bild nach einer zu aggressiven Reinigung ist eindeutig: Die Haut spannt, fühlt sich rau an und neigt zu Rötungen. Langfristig führt die wiederholte Störung des Säureschutzmantels zu einer chronisch dehydrierten und empfindlichen Haut, die paradoxerweise gleichzeitig zu Unreinheiten neigen kann. Die Wahl eines pH-neutralen Reinigungsprodukts ist daher keine Marketing-Floskel, sondern eine medizinische Notwendigkeit für den Erhalt einer gesunden Hautbarriere.

Wie passen Sie Ihre Pflege an die hormonellen Schwankungen vor der Periode an?

Ihre Haut ist kein statisches Organ; sie ist ein Spiegelbild Ihrer inneren Prozesse, insbesondere Ihres Hormonhaushalts. Viele Frauen beobachten, dass ihre Haut sich im Laufe des Monatszyklus stark verändert. Dies ist kein Zufall, sondern eine direkte Folge der schwankenden Östrogen- und Progesteronspiegel. Anstatt mit einer starren Routine dagegen anzukämpfen, ist eine zyklus-adaptive Pflege der strategisch klügere Weg. Man kann den weiblichen Zyklus in drei Hautpflege-Phasen unterteilen.

In der ersten Zyklushälfte, der Follikelphase, steigt der Östrogenspiegel. Östrogen fördert die Kollagenproduktion und die Speicherung von Feuchtigkeit. Ihre Haut ist in dieser Zeit oft am besten: prall, strahlend und rein. Dies ist der ideale Zeitpunkt, um Ihre normale Pflegeroutine beizubehalten oder neue, aktive Wirkstoffe zu testen, da die Hautbarriere robust ist. Nach dem Eisprung beginnt die Lutealphase. Der Progesteronspiegel steigt, was die Talgproduktion anregt. Dies führt bei vielen zu öligerer Haut, verstopften Poren und den gefürchteten prämenstruellen Pickeln. Ihre Pflegestrategie sollte sich nun anpassen: Setzen Sie auf eine gründlichere, aber sanfte Reinigung, beispielsweise mit Salicylsäure (BHA), und nutzen Sie leichtere, mattierende Texturen, besonders in der T-Zone.

Mit Einsetzen der Menstruation (Menstruationsphase) fallen sowohl Östrogen- als auch Progesteronspiegel ab. Die Haut wird trockener, empfindlicher und kann fahl wirken. Jetzt ist nicht die Zeit für aggressive Peelings oder austrocknende Produkte. Fokussieren Sie sich auf Beruhigung und Feuchtigkeit. Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure, Panthenol und Ceramide helfen, die geschwächte Barriere zu stabilisieren und Spannungsgefühle zu lindern. Eine beruhigende Feuchtigkeitsmaske kann in dieser Phase wahre Wunder wirken.

Warum bekommen Sie im Prüfungsstress plötzlich Pickel und Rötungen?

Stressige Phasen wie Prüfungen, Deadlines oder private Belastungen hinterlassen nicht nur mental, sondern auch sichtbar Spuren auf Ihrer Haut. Das Phänomen „Stresshaut“ ist keine Einbildung, sondern eine biochemische Realität, die maßgeblich vom Hormon Cortisol gesteuert wird. Unter Stress schüttet der Körper vermehrt Cortisol aus. Dieses Hormon hat weitreichende, negative Auswirkungen auf die Hautgesundheit.

Aus dermatologischer Sicht attackiert Cortisol die Hautbarriere an mehreren Fronten. Der Beauty-Blog „Beautyhacker“ fasst die Kaskade treffend zusammen:

Chronischer Stress erhöht den transepidermalen Wasserverlust. Cortisol bremst die Zellteilung und die Produktion neuer Hautzellen. Ergebnis: fahle, stumpfe Haut ohne Frische. Ein erhöhter Cortisolspiegel wirkt entzündungsfördernd – besonders in Kombination mit Insulin. Ergebnis: mehr Unreinheiten, gereizte Stellen, Rötungen.

– Beautyhacker, „Cortisol & Haut – Wenn Stress dein Gesicht verändert“

Cortisol schwächt also nicht nur die Hautbarriere und führt zu Dehydration, sondern es befeuert auch Entzündungsprozesse. Das erklärt das plötzliche Auftreten von Pickeln (Stress-Akne), Rötungen und sogar Ekzemen in belastenden Zeiten. Gleichzeitig wird die Produktion von Hyaluronsäure und Ceramiden, den essenziellen Bausteinen für eine intakte Barriere, gedrosselt. Die Haut verliert an Widerstandsfähigkeit und kann sich schlechter regenerieren.

Gestresstes Studentengesicht mit sichtbaren Hautveränderungen wie Rötungen und Pickeln während der Prüfungsphase.

In diesen Phasen ist es kontraproduktiv, mit aggressiven Anti-Pickel-Produkten zu reagieren, da dies die bereits gestresste Haut nur weiter reizen würde. Die richtige Strategie ist, die Barriere zu stärken und Entzündungen zu lindern. Reichhaltige Seren mit Ceramiden geben der Hautbarriere Halt, während beruhigende Wirkstoffe wie Niacinamid oder Panthenol Rötungen mildern. Fokussieren Sie sich auf eine minimalistische, schützende Routine, anstatt das Problem mit zu vielen Wirkstoffen zu überladen.

Das Risiko, zu viele Wirkstoffe zu mischen („Stewardessen-Krankheit“)

In dem Bestreben, der Haut Gutes zu tun, neigen viele zu einer Überpflege. Ein Serum für Glow, eine Creme gegen Falten, ein Peeling für Reinheit und dazu noch eine Maske – die Kombination vieler hochkonzentrierter Wirkstoffe kann die Hautbarriere jedoch komplett überfordern. Das Resultat ist eine paradoxe Hautreaktion: die periorale Dermatitis, umgangssprachlich auch „Stewardessen-Krankheit“ genannt. Sie äußert sich durch Rötungen, kleine Knötchen und Pusteln, typischerweise um den Mund und die Nase. Die Haut spannt, brennt und schuppt. Auch wenn Studien zeigen, dass nur etwa 0,3 Prozent der Erwachsenen davon betroffen sind, ist sie ein Paradebeispiel für die Folgen einer gestörten Barriere durch zu viel des Guten.

Die Ursache ist eine chronische Reizung durch okklusive (abdichtende) Inhaltsstoffe in zu reichhaltigen Cremes und das „Layering“ zu vieler verschiedener Produkte. Die Haut kann nicht mehr „atmen“, die natürliche Feuchtigkeitsregulation gerät aus dem Takt und die Hautbarriere bricht zusammen. Die beste und radikalste Behandlungsmethode ist gleichzeitig die einfachste, wie Experten von Bergman Clinics Aesthetics betonen:

Die sogenannte ‚Zero Therapy‘ ist die Grundlage der Behandlung. Dabei werden alle Kosmetik- und Pflegeprodukte abgesetzt, um die Hautbarriere zu entlasten und zu regenerieren. Dieser Prozess kann in den ersten Wochen zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Symptome führen, zeigt jedoch langfristig oft Erfolg.

– Bergman Clinics Aesthetics, Periorale Dermatitis: Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

Dieser „Pflege-Entzug“ gibt der Haut die Chance, ihr natürliches Gleichgewicht wiederzufinden. Nach einigen Wochen kann langsam und schrittweise mit einer minimalistischen Routine begonnen werden, die sich auf milde Reinigung, leichte Feuchtigkeit und Sonnenschutz beschränkt. Die periorale Dermatitis ist eine wichtige Lektion: Mehr ist nicht immer besser. Eine gesunde Haut braucht keine zehn verschiedenen Wirkstoffe, sondern eine gezielte, barriere-stärkende und vor allem stabile Routine.

Ihr diagnostischer 5-Punkte-Plan für eine gesunde Hautbarriere

  1. Punkte identifizieren: Listen Sie alle Produkte auf, die Ihre Haut täglich berühren (Reinigung, Seren, Cremes, Make-up).
  2. Bestandsaufnahme: Sammeln Sie konkrete Informationen zu jedem Produkt – ist es pH-neutral, enthält es Alkohol oder Duftstoffe?
  3. Konsistenz prüfen: Vergleichen Sie Ihre Produkte. Mischen Sie starke Säuren (AHA/BHA) mit Retinol oder Vitamin C am selben Tag?
  4. Reaktionen beobachten: Führen Sie ein Hauttagebuch. Wann treten Spannungsgefühle oder Rötungen auf? Nach der Reinigung? Nach einem bestimmten Serum?
  5. Integrationsplan erstellen: Reduzieren Sie Ihre Routine auf das Minimum (sanfte Reinigung, Feuchtigkeit, Sonnenschutz) und führen Sie nur alle zwei Wochen ein einziges neues Produkt wieder ein, um die Verträglichkeit zu prüfen.

Wann müssen Sie von Gel auf Creme wechseln: Ab 10 Grad oder ab Heizungsstart?

Die Wahl zwischen einer leichten Gel-Textur und einer reichhaltigen Creme ist mehr als eine persönliche Vorliebe – es ist eine strategische Entscheidung, die von Ihrer unmittelbaren Umgebung abhängt. Insbesondere die Luftfeuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle für den Zustand Ihrer Haut. Bei hoher Luftfeuchtigkeit, wie im Sommer, verliert die Haut weniger Wasser an die Umgebung. Eine leichte Gel-Creme mit Feuchthaltemitteln wie Hyaluronsäure reicht oft aus. Sinkt jedoch die Luftfeuchtigkeit drastisch, wird der Haut aktiv Feuchtigkeit entzogen.

Dieser Effekt tritt nicht nur bei kalten Außentemperaturen unter 10 Grad ein, sondern vor allem mit dem Start der Heizperiode. In beheizten Innenräumen kann die relative Luftfeuchtigkeit auf unter 30 % fallen – ein Wüstenklima für Ihre Haut. Die Hautbarriere benötigt nun mehr als nur Feuchtigkeit; sie braucht eine schützende Schicht aus Lipiden, um den Wasserverlust zu blockieren. Jetzt ist der Zeitpunkt für den Wechsel zu einer reichhaltigeren Creme mit Inhaltsstoffen wie Ceramiden, Squalan oder Sheabutter. Diese bilden einen schützenden Film und reparieren die Barriere. Ein extremes Beispiel ist die Luft in einer Flugzeugkabine, wo die Luftfeuchtigkeit auf 10-16 % sinkt. Eine Flugbegleiterin berichtet:

In zehn Kilometer Flughöhe ist die Außenluft bei etwa 52 Grad unter Null sehr trocken. Über die Klimaanlage wird sie zwar erwärmt, aber nicht mit Feuchtigkeit angereichert. Das Resultat: die extrem niedrige Luftfeuchtigkeit – in der Economy Class beträgt sie etwa 16 %. Für die Haut optimal sind Werte zwischen 40 und 60 %!

– Erfahrung einer Flugbegleiterin, Eucerin

Diese Daten zeigen, wie wichtig die Anpassung der Pflegetextur an die Umgebung ist. Die Faustregel lautet also: Nicht allein die Temperatur, sondern primär die Luftfeuchtigkeit (drinnen wie draußen) sollte Ihre Textur-Strategie bestimmen.

Die folgende Tabelle fasst die Empfehlungen basierend auf der Umgebung zusammen, um die richtige Texturwahl zu erleichtern.

Hautpflege-Anpassung nach Jahreszeit und Luftfeuchtigkeit
Umgebung Luftfeuchtigkeit Empfohlene Textur Zusatzpflege
Sommer/Außen 40-60% Leichtes Gel SPF-Schutz
Beheizte Räume 16-30% Reichhaltige Creme Hyaluron-Serum darunter
Flugzeugkabine 10-16% Okklusive Creme Thermalwasser-Spray

Welche 3 Lebensmittel sollten Sie für einen „Glow“ sofort vom Speiseplan streichen?

Ein strahlender Teint, der oft als „Glow“ bezeichnet wird, kommt nicht nur von außen, sondern maßgeblich von innen. Während viele Lebensmittel die Hautgesundheit fördern, gibt es einige, die nachweislich die Hautbarriere schwächen und Entzündungsprozesse fördern. Aus dermatologischer Sicht sind dies die drei Hauptverdächtigen, die Sie für eine bessere Haut reduzieren sollten.

Erstens: Weißmehlprodukte und Zucker. Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index wie Weißbrot, Brezeln oder zuckerhaltige Getränke lassen den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen. Dies führt zu einer erhöhten Insulinausschüttung, die wiederum die Talgproduktion ankurbelt und Entzündungen fördert. Zudem begünstigt ein hoher Zuckerkonsum einen Prozess namens Glykation, bei dem Zuckermoleküle sich an die Kollagen- und Elastinfasern der Haut heften. Diese „Verzuckerung“ macht die Fasern starr und brüchig, was zu vorzeitiger Hautalterung und einem fahlen Teint führt.

Zweitens: Verarbeitete Wurstwaren. Salami, Schinken und andere stark verarbeitete Fleischprodukte enthalten oft hohe Mengen an gesättigten Fetten, Salz und Konservierungsstoffen. Besonders problematisch sind die darin enthaltenen „Advanced Glycation Endproducts“ (AGEs). Diese entstehen bei der industriellen Verarbeitung und fördern oxidativen Stress im Körper, der die Hautzellen schädigt und die Hautalterung beschleunigt.

Drittens: Übermäßiger Kaffee ohne ausreichenden Wasserausgleich. Kaffee an sich ist nicht per se schlecht für die Haut und enthält sogar Antioxidantien. In großen Mengen wirkt Koffein jedoch als Diuretikum, das heißt, es fördert die Ausscheidung von Wasser über die Nieren. Wenn dieser Flüssigkeitsverlust nicht durch zusätzliches Wasser kompensiert wird, kann dies zu einer systemischen Dehydration führen, die sich auch in einer trockeneren, weniger prallen Haut äußert. Die Haut verliert an Spannkraft und feine Linien werden sichtbarer.

Wie schadet das kalkhaltige Leitungswasser in Großstädten Ihrer Gesichtsbarriere?

Ein weiterer unsichtbarer Aggressor im täglichen Kampf um eine gesunde Hautbarriere ist das Wasser, das aus unserem Hahn kommt. Insbesondere in vielen deutschen Großstädten ist das Leitungswasser sehr kalkhaltig, was bedeutet, dass es eine hohe Konzentration an Mineralien wie Kalzium und Magnesium aufweist. Diese Mineralien können sich auf der Haut ablagern, die Poren verstopfen und vor allem die schützenden Lipide der Hautbarriere angreifen. Das Ergebnis ist ein trockenes, spannendes Hautgefühl direkt nach der Reinigung.

Der pH-Wert des Wassers spielt ebenfalls eine Rolle. Wie bereits erwähnt, ist Leitungswasser tendenziell alkalisch. Kombiniert mit Kalk kann dies den Säureschutzmantel der Haut empfindlich stören. Experten von Reflectives betonen zudem die Wassertemperatur:

Eine zu hohe Wassertemperatur beeinträchtigt die Hautbarriere, da natürliche Hautfette weggespült werden. Schonender ist eine Wassertemperatur zwischen 35 und 37 Grad. Da Leitungswasser selbst einen nicht-hautidentischen pH-Wert von etwa 7 aufweist und zudem oftmals sehr kalkhaltig ist, muss der Haut anschließend pH-ausgleichende Pflege zugeführt werden.

– Reflectives, „Hautbarriere: Aufbau, Funktion & Stärkung“

Die Wasserhärte variiert stark von Stadt zu Stadt. Während Hamburg relativ weiches Wasser hat, kämpfen die Bewohner von Berlin und München mit hartem Wasser. Die strategische Antwort darauf ist die Nachsorge: Nach der Reinigung mit kalkhaltigem Wasser ist ein pH-ausgleichender Toner (Gesichtswasser) unerlässlich. Er neutralisiert die Alkalität des Wassers, entfernt letzte Kalkrückstände und bereitet die Haut optimal auf die nachfolgende Pflege vor. In Regionen mit sehr hartem Wasser kann auch die Verwendung von Thermalwasser-Sprays oder sogar gefiltertem Wasser zur Gesichtsreinigung eine sinnvolle Maßnahme sein.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Wasserqualität in ausgewählten deutschen Städten und die daraus resultierenden Pflegeempfehlungen.

Wasserhärte in deutschen Großstädten
Stadt Wasserhärte pH-Wert Empfohlene Nachpflege
Berlin Hart 7,5-8,0 pH-ausgleichender Toner
München Mittel-Hart 7,0-7,5 Thermalwasser-Spray
Hamburg Weich-Mittel 7,0-7,3 Leichte Feuchtigkeitspflege

Das Wichtigste in Kürze

  • Spannungsgefühle sind ein Symptom, keine Diagnose. Unterscheiden Sie zwischen Fettmangel (trocken) und Wassermangel (dehydriert).
  • Ihre Hautbarriere wird täglich von unsichtbaren Aggressoren angegriffen: falsche Reinigung, Stress, hormonelle Schwankungen und sogar Leitungswasser.
  • Eine strategische Pflege passt sich an innere und äußere Faktoren an, anstatt stur einer Routine zu folgen. Weniger ist oft mehr.

Double Cleansing: Warum reicht Wasser allein nicht aus, um Sonnencreme zu entfernen?

Eine der größten Herausforderungen für die Hautreinigung sind moderne Sonnenschutzmittel und Make-up. Diese Produkte sind oft so formuliert, dass sie wasserfest und langanhaltend sind, was sie widerstandsfähig gegen Schweiß und Wasser macht. Genau diese Eigenschaft verhindert jedoch, dass sie sich mit Wasser allein oder einem einfachen Waschgel vollständig entfernen lassen. Die enthaltenen UV-Filter, Pigmente und Silikone sind in der Regel lipophil, also fettlöslich. Wasser und Öl stoßen sich ab, daher perlt das Wasser an den Produktrückständen einfach ab.

Hier kommt das Prinzip des Double Cleansing ins Spiel, das auf dem chemischen Grundsatz „Gleiches löst Gleiches“ beruht. Der erste Schritt besteht aus einem ölbasierten Reiniger (Reinigungsöl oder -balsam). Dieses Öl verbindet sich mit den fettlöslichen Rückständen von Sonnencreme, Make-up und überschüssigem Talg und löst sie sanft von der Hautoberfläche, ohne die Hautbarriere auszutrocknen. Erst im zweiten Schritt kommt ein wasserbasierter, pH-neutraler Reiniger zum Einsatz. Er entfernt die Öl-Schmutz-Mischung sowie wasserlösliche Verunreinigungen wie Schweiß und Staub.

Diese zweistufige Methode ist die effektivste und gleichzeitig schonendste Art, die Haut am Abend gründlich zu reinigen. Werden Sonnenschutz und Make-up nicht vollständig entfernt, können die Rückstände die Poren verstopfen und zu Unreinheiten und einem fahlen Teint führen. Ein sauberer „Canvas“ ist zudem die Voraussetzung dafür, dass die nachfolgenden Pflegeprodukte ihre Wirkung entfalten können. Für eine optimale Hautstruktur benötigt die Haut laut Experten rund 30% Wassergehalt in der obersten Hautschicht; verstopfte Poren verhindern eine effektive Hydratation.

Eine gründliche, aber sanfte Reinigung ist die Grundlage für alles Weitere. Das Verständnis für die Notwendigkeit des Double Cleansing schließt den Kreis der richtigen Hautpflege-Strategie.

Nachdem Sie nun die verschiedenen Aggressoren und die richtigen Gegenstrategien kennen, ist es an der Zeit, Ihr Wissen in die Praxis umzusetzen. Beginnen Sie noch heute damit, diese diagnostischen Schritte anzuwenden, um die wahre Ursache Ihrer Hautprobleme zu verstehen und Ihre Pflegeroutine strategisch neu auszurichten für eine nachhaltig gesunde und ausgeglichene Haut.

Fragen und Antworten zu trockener und dehydrierter Haut

Kann zu aggressives Double Cleansing schaden?

Ja, ein zu scharfer zweiter Reinigungsschritt mit sulfathaltigem Waschgel kann den Feuchtigkeitshaushalt stärker schädigen als Sonnencreme-Reste. Wählen Sie immer eine milde, pH-neutrale zweite Reinigungsphase.

Brauche ich Double Cleansing auch ohne Make-up?

In Großstädten ja. Wenn Sie tagsüber Sonnencreme tragen, ist es unerlässlich. Aber auch ohne Sonnencreme entfernt die ölige Reinigung effektiv Feinstaub und oxidierten Talg, die sich täglich auf der Haut ablagern und die Poren verstopfen können.

Geschrieben von Lena Dr. Korte, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie mit Schwerpunkt auf medizinischer Ästhetik und Wirkstoffkosmetik. Über 10 Jahre klinische Praxis und Forschung zu Hautbarriere und Umwelteinflüssen.